Wir alle haben schon von Fast-Fashion-Shops wie Shein oder Temu gehört. Aber wusstest du, dass es auch Cosplay Fast-Fashion gibt?
Mit Miiukadoo habe ich vor kurzem erst darüber geredet, da uns einiges zum Thema – auch auf den Bezug der Cosplay Community – aufgefallen ist. Was Cosplay Fast-Fashion genau ist und welche Auswirkungen sich in den letzten Jahren in der Szene bemerkbar gemacht haben, erfährst du hier.
Inhaltsübersicht
Die Verlockung von Cosplay Fast-Fashion
Katsching! € - Die Kostenersparnis
Ein offensichtlicher Vorteil von Fast Fashion im Cosplay ist der geringe Preis. Kostüme sind oft zu Schnäppchenpreisen erhältlich, was sie für viele erschwinglicher macht.
Selbstverständlich ist ein Cosplay für 100€ nicht gerade ein „Schnäppchen“ wie ein T-Shirt für 3€. Dennoch: Wenn man sich vergleichbare, selbst gemachte Cosplays von anderen Cosplayern anschaut, sind die handgemachten meist deutlich teurer. Das macht es eben attraktiver sich eines im Netz für weniger Geld zu kaufen, als auf lokalere Handwerkskunst zu setzen.
Bequem, bequemer, Online-Shopping?
Dieser Fakt ist unbestreitbar: Das Bestellen von vorgefertigten Kostümen von Online-Shops ist einfach und bequem. Als Cosplayer muss man viele unterschiedliche Fähigkeiten beherrschen: Make-Up Techniken, Perückenstyling oder auch Nähen und man muss sich mit den unterschiedlichsten Materialien auskennen.
Gerade für Anfänger und Leute, die ungeduldig sind, ist es daher meistens einfacher, sich ein fertiges Cosplay aus dem Netz zu bestellen.
Ein Klick im Netz und das neue Cosplay wird innerhalb weniger Wochen direkt zur Haustür geliefert.
Zeitersparnis
Ein weiterer – sehr nachvollziehbarer – Punkt für die Verlockung von Cosplay Fast-Fashion Shops ist ganz klar die Zeitersparnis.
Ein Cosplay von Hand zu fertigen erfordert Zeit. Viel Zeit. Und Nerven!
Da ist es nicht nur bequemer, sondern einfach auch schneller, sich ein vorgefertigtes Cosplay online bei einem Cosplay-Shop zu bestellen.
Schattenseiten von Cosplay Fast-Fashion
Mangelnde Qualität
Was schnell produziert werden muss – dem mangelt es oftmals an der Qualität. Das gilt auch für Cosplays! Oftmals werden außerdem günstige, nicht hochwertige Stoffe für die Herstellung verwendet, die entweder nicht sehr schön aussehen und schnell knittern oder sehr schnell Abnutzungserscheinungen aufweisen.
Die Materialien können außerdem dünn, kratzig und unangenehm auf der Haut sein. Außerdem lässt oftmals die Verarbeitung stark zu wünschen übrig. Lose Fäden, unsauber genähte Nähte und vieles mehr sind da eher „normal“.
Das macht es grundsätzlich eher unattraktiv ein solches Cosplay zu kaufen.
Selbstverständlich gibt es auch hierbei Ausnahmen! Gerade DokiDoki und Uwowo haben hier in der Szene einen besonderen Status, da deren Verarbeitung meist doch sehr gut ist und man mit wenigen Handgriffen die Cosplays direkt aus der Packung tragen könnte.
Einheitslook
Was mir persönlich schon aufgefallen ist – Wenn Cosplayer die gleichen Cosplays tragen und diese unter Umständen sogar vom selben Hersteller sind – geht die Individualität verloren!
Es wirkt mehr wie eine Art Uniform, in der alle ähnlich aussehen sollen. Klar – wer ein identisches Cosplay trägt, wird immer ähnlich wie andere Cosplayer mit dem selben Kostüm aussehen, das ist ja keine Frage. Aber persönlich muss ich dabei gestehen: Mir geht da etwas die Individualität verloren. Für mich macht es ein Cosplay einfach viel interessanter, wenn man seine eigene Kreativität einfließen lassen kann!
Gerade bei Genshin Cosplays ist mir das sehr stark aufgefallen. Denn diese Kostüme sind super aufwendig selbst herzustellen und logischerweise erspart man sich selbst viel Zeit, wenn man dieses fertig kauft. Das hat jedoch dann auch zur Folge, dass man aussieht wie andere, die dasselbe Cosplay gekauft haben.
Umweltauswirkungen
Ein weiterer Kontra-Punkt gegen Cosplay Fast-Fashion ist – genauso wie bei normaler Fast-Fashion“ die Umweltbelastung.
Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, warum ein Cosplay nur 50€ kostet inklusive der Versandkosten?
Das soll definitiv kein „Moral-Apostel“-Post werden, jedoch finde ich es wichtig auch diesen Punkt zu beleuchten.
Denn es gibt auch hier einfach Fakten, die man beachten sollte: Wenn etwas so günstig ist, hat dafür irgendjemand oder irgendetwas in einer anderen Form dafür bezahlt. Sei es die Person, die in der Fabrik das Cosplay hergestellt hat und dafür wenige Cent pro Cosplay erhält, oder die Natur, wenn das Cosplay innerhalb von wenigen Tagen per Schiff oder per Flugzeug nach Europa gebracht wird.
Der Drang nach billigen Kostümen fördert die Wegwerfmentalität – darauf gehe ich später nochmals genauer ein – die sich negativ auf die Umwelt auswirkt. Massenproduktion bedeutet oft auch übermäßigen Ressourcenverbrauch und Abfall.
Wie du Cosplay dennoch nachhaltiger gestalten kannst, findest du in diesem Beitrag:
Und was hat nun die Cosplay-Community damit zu tun?
Diese ganzen Punkte treffen auf Fast-Fashion ausnahmslos zu. Und das hat auch Auswirkungen auf die Community!
Wenn schneller konsumiert wird, wird auch deutlich mehr an Ressourcen verbraucht. Vieles hat – gerade auch auf Social Media – mit der Schnellebigkeit in der Szene zu tun.
Es ist selbstverständlich total super, wenn immer mehr Menschen das Hobby für sich entdecken und sich daran ausprobieren.
Jedoch hat gerade diese Schnellebigkeit gravierende negative Folgen in der Community nach sich gezogen.
Der Wert eines Cosplays ist rapide gesunken. Wenn es früher normal war 1-2 Cosplays im Jahr anzufertigen, können einige Cosplayer bis zu 20 Cosplays im Jahr fertig stellen!
Das setzt andere enorm unter Druck und wertet – aus meiner persönlichen Sicht – auch handgemachte Cosplays massiv ab.
Es ist nicht mehr wichtig geworden, dass man sich Gedanken um die verwendeten Stoffe macht, oder dass es einfach ein Limit an persönlichen Kapazitäten – sei es finanziell oder zeitlich – gibt, dass man mit selbst gemachten Cosplays schneller erreicht als mit gekauften Cosplays.
Dabei macht für mich persönlich - und auch für Miiukadoo - gerade die eingebrachte Kreativität, die Masse an Hirnschmalz und Zeit die man für ein handgemachtes Cosplay aufwenden muss, den großen Reiz an Cosplay an und für sich aus.
Jedoch haben Miiukadoo und ich festgestellt, dass es mehr Likes und mehr Aufmerksamkeit gibt, wenn man möglichst viele unterschiedliche Charaktere cosplayed.
Gerade jüngere und nicht so erfahrene Cosplayer haben dann utopische Erwartungen an ein Cosplay, da die grundlegende Qualität von Fast-Fashion Cosplays schon sehr hoch gelegen ist.
Mir persönlich wurden für meine selbst gemachten Inosuke Schwerter sage und schreibe 20€ für beide Schwerter geboten. Das deckt nicht einmal den Materialpreis und kann ich mir nur dadurch erklären, dass es vergleichbare Schwerter online für solch einen Preis zu kaufen geben muss.
Deshalb finde ich es so wichtig, öfter einmal zu zeigen, wie viel Arbeit in einem Cosplay – gerade wenn es selbst gemacht ist – steckt, damit dies auch gewürdigt wird.
Das soll grundsätzlich auch nicht heißen, dass man sich ein fertiges Cosplay nicht kaufen „darf“, sondern vielmehr einfach dazu anregen, etwas mehr über sein eigenes Konsumverhalten und die Wertschätzung von Arbeiten anderer nach zu denken.
Des Weiteren ist es meiner Meinung nach wichtig, wieder mehr Spaß am Cosplay craften zu haben. Früher war das Wig-Styling einfach nur ein: ich kämme die Perücke und setze sie direkt auf. Währen dessen heutzutage das Wig-Styling deutlich mehr Techniken und Optionen für die Gestaltung einer Perücke offen lässt.
Das lässt sich auf viele Bereiche für Cosplay anwenden und ich finde es sehr wichtig einfach mal nochmals zu betonen: Mach was dir Spaß macht. Guck dir Tutorials an, wenn du etwas dazulernen willst. Aber lass dich auf keinen Fall von der Flut an hohem Standard in der Szene den Spaß nehmen und dir einreden, dass dein Cosplay „schlecht“ sei, nur weil du nicht dieselben Skills hast wie andere, die das schon jahrelang und unter Umständen hauptberuflich machen.
Du willst mehr über Cosplay Real Talk und die Community lesen? Dann schau dir gerne meine weiteren Beiträge an!
